Hey ihr lieben Theaterinteressierten,

Zunächst mal möchte ich euch sagen, dass dieser Thread hier nicht so kulturell ernst genommen werden will, wie das so aussehen mag. Theater soll ja Spaß machen, und allein aus diesem Grund wurde dieser Thread hier erstellt. Natürlich könnt ihr das auch kulturell sehr ernst nehmen - wie ihr das eben meint. Was ich damit sagen möchte ist, jeder kann hier gerne mitmachen, egal wie ernst derjenige das Thema Theater nimmt - wir sind schließlich ein freies Forum!

Damit ihr wisst, was ihr hier auf diesem Thread schreiben sollt und könnt, falls ihr mögt, poste ich hier den ersten Eintrag und vor allen Dingen, damit das ein büschen weniger leer aussieht, nicht?

Also: In diesem Thread hier schreibt ihr einfach alles rein, was euch zu den Tipps einfällt, die in den oben aufgelisteten Threads gepostet wurden. Das kann Lob oder Kritik sein, eure Meinung, Interessantes oder Informatives.

Ebenso könnt ihr hier allgemeine Fragen stellen, euch miteinander austauschen und auch mal ein büschen lustig sein - das ist ja nicht verboten, nicht? Nein. Genau.

Also ihr Lieben, ich hoffe sehr - und damit kann ich für Moon gleich mitreden, nicht, Moon? - Ich höre sie zustimmend murmeln. - dass ihr euch hier wohl fühlt und ich freue mich schon auf eure Beteiligung.

LG
River

Kommentar zu "Maß für Maß"


Nun zum Stück, das in Meiningen gesehen wurde:

Zunächst zur ersten Bühnenbildeinstellung: Die moderne Stahlkonstruktion mit Videoprojektionen auf die Bühne - in Kombination mit Rap-Musik und politischen Statements neuerer Zeit fand ich insgesamt sehr gelungen. Die umgebauten Kontruktionen mit oder ohne Glasfronten, auf verschiedenen Ebenen und dazu noch als Karussell nutzbar, waren mehr als interessant gemacht.

Auch die erste Aufstellung der Schauspieler, unbeweglich wie Schaufensterpuppen, ließen Spannung aufkommen.

Nur, der Gedanke ließ mich während der ersten 'Halbzeit' bis zur Pause nicht los: Was hat das mit Shakespeare zu tun?

Die Story mit geschwängerter Julia und falsch benanntem Romeo aka Claudio brachte mich gleich anfangs aus dem Konzept, da ich eben zu einer Julia unbedingt einen Romeo benötige, um glücklich zu sein. Ebenso die angebliche Sittenwidrigkeit der unehelichen Schwangerschaft - innerliches Kopfschütteln bewegte mich mehr und sowieso: Vor lauter Nachdenken musste ich mich darauf konzentrieren, noch Text mitzubekommen.

Das wiederum brachte mich wieder dahin zurück, was ich mich anfangs fragte: Ach ja! Der Text hat was mit Shakespeare zu tun! Aber, das muss ich dem Guten vorwerfen: Hast du da ein büschen was verwechselt? Hm? Claudio aka Claudius aus Hamlet, Julia aus Romeo und Julia und dann noch der später hinzugekommene zweite Schuldige, der zusammen mit Claudio hingerichtet werden sollte - waren das Anleihen an die Geschichte um Pontius Pilatus?

Dazu noch ein Kommunalpolitiker, der eben mal in 'Urlaub' geht, um die Drecksarbeit seiner Vertretung zu überlassen, die überdies noch weiblich ist, was bereits eine gewisse Grausamkeit bedingt, wie wir alle wissen?

Diese Lord Angela wiederum hat mich allein dadurch besänftigt, dass sie streckenweise schuhlos umher lief. Immerhin entledigte ich mich selbst dieser Qual bis zur Pause ;o). Dazu noch der quietschende Schreiber - damit habe ich mich in Teilen mit ihr einig gefühlt. Der Rest: Nun ja - zum Schluss war sie ja einsichtig bzw. wurde einsichtig gemacht, was zu einem guten Ende führte.

Nein, das macht überhaupt nichts, dass ich praktisch von einem Happyend bereits an dieser Stelle berichte, da es mir sicher gelingen wird, trotzdem einigermaßen logisch zu erzählen. Hoffe ich.

Sittenwidrig fand ich am ganzen Stück die Ausdrucksweise und die Tatsache, dass hier Schwestern von Verurteilten zum Beischlaf genötigt werden, um eine Amnestie zu erwirken. Immerhin hat die kräftige Sprache nach und nach abgenommen, und hier fragte ich mich immerzu, ob man das absichtlich am Anfang ausgespuckt hat, um den Leuten viel zu versprechen und sie darauf gieren zu lassen, ob noch sowas an Text kommt. Wäre denkbar - Shakespeare wusste mit Sicherheit, wie man die Leute wach hält.

Genial war der zweite Gefangene, der wirklich Dreck am Stecken hatte. Nicht nur, dass er eine gewisse Gelassenheit an den Tag legte, nein, er verweigert sogar seine eigene Hinrichtung und sowas hat's wohl noch nicht gegeben. Ein Henker, der dem zu Richtenden hinterher schreit und ihn dennoch in seine kuschlige Zelle zurück kehren lässt. Völlig unverständlich das - selbst und besonders zu Shakespeares Zeiten.

Eine Randfigur fand ich einfach klasse: Der Einkaufstrollischieber hat mich überzeugt und ist trotz wenig bis gar keinem Text mein roter Faden durch das Stück gewesen. Er war der ehrliche Pfandflaschensammler, der schon auch mal versucht, mit Tricks ans 'größere' Geld zu kommen und trotzdem noch 'Wahrheit' vermitteln kann.

Schauspielerisch war der Protagonist Herzog Vincentio mehr als überzeugend und auch die anderen Schauspieler machten ihre Sache rundum gut. Für mich selbst hat es da nichts auszusetzen gegeben.

Summa summarum: Es hat sich gelohnt, das Stück anzuschauen. Zwar habe ich einen echten Ruck erst nach der Pause empfunden, aber nichtsdestotrotz war die Inszenierung interessant und keinesfalls langweilig. Es ist für mich jetzt nicht unbedingt ein absolutes Highlight gewesen, aber trotzdem sehenswert.

Thx. Ella dafür, dass du uns das ermöglicht hast.

LG
River

Edit by River: Jetzt fällt mir der passende Begriff ein - Crossover! Shakespeare hat einfach von verschiedenen Stücken die Figuren zusammen in einem neuen Stück recycelt! Moderner geht's ja gar nicht mehr! ;o)

Kommentar zu

GEHEIM


GEHEIM im Moks Theater Bremen mit Simon Zigah als Opa Dieter war die ganze Reise nach Bremen wert. Soviel sei schon mal am Anfang verraten.
Bis auf einen monströs großen Flokati, der teils auf dem Boden liegt und teils von der Decke herunter hängt kommt die Bühne mit wenig Requisiten aus. Alle Darsteller, die gerade nicht dran sind sitzen im Dunkeln rechts und links von der Bühne und sorgen auch schon mal selber dafür, dass die wenigen Requisiten schnell auf- oder abgebaut werden. Der hängende Flokati ist beweglich, kann sich drehen oder vor und zurück fahren und bietet Opa Dieters dementen Fantasien sowie seinen realen Wahrnehmungen im Hier und Jetzt einen Raum. Licht und akustische Effekte werden dazu unterstützend eingesetzt und so kann man sehr leicht erkennen in welcher Gemütsverfassung sich Opa Dieter gerade befindet. Das ist wirklich gut gemacht und mit einfachen Mitteln wirkungsvoll in Szene gesetzt.

Bis auf Simon Zigah, der wie schon erwähnt den Opa Dieter spielt verkörpern alle übrigen Darsteller mehrere Rollen. Mal sind es Figuren aus Opa Dieters Kindheit, mal ist es seine bereits verstorbene Ehefrau, seine Tochter oder sein Enkel mit dessen Freundin. Das gesamte Ensemble spielt diese Sprünge zwischen Zeit und Raum überzeugend und nachvollziehbar. Trotz seiner Demenz ist Opa Dieter ein lebenslustiger Mann, der mal einen rasanten Twist mit dem Wischmopp tanzt in der Annahme es wäre seine Frau und mal ganz real seinem Enkel und dessen kleine Freundin in wilde Piratenspiele verwickelt. Manchmal taumelt er hin und her zwischen Fantasie und Wirklichkeit und wirkt so menschlich, wenn er mitten im Tanz erkennt 'Ich tanze mit dem Wischmopp'.

Sein Geist ist noch soweit da, dass er durch das Geschehen in der Realität an ein Geheimnis aus seiner Kindheit erinnert wird, eine Schuld, die er all die Jahre seines Lebens verdrängt hat. Trotz seiner Demenz kann Opa Dieter heute die Tragweite seines Handelns erfassen und so sieht er ein, dass es doch noch Vergebung geben kann, wenn man nur nicht zu lange damit wartet. Menschen machen Fehler, aber der größte Fehler ist sich nicht um Vergebung zu bemühen.

GEHEIM ist ein Stück voller bewegender Momente, mal regt es zum Lachen, mal zum Nachdenken an. Es zeigt, dass das Alter nicht langweilig sein muss, aber die Erkenntnis, dass so ein lebenslustiger Alter bald nur noch ein Hülle seiner selbst sein wird hinterlässt beim Zuschauer Mitgefühl und auch ein wenig die Wehmut des Abschieds.

Kommentar zum Theaterstück „IM WEISSEN RÖSSL“

Theater Eisleben
Details sind hier zu finden: Theater live



Mit gemischten Gefühlen habe ich mich zu diesem Stück begeben, dem ich ein anderes, nämlich das von Brecht vorgezogen hätte, aber da es ja mehr um ein Zusammentreffen ging, habe ich diesen Vorschlag trotzdem gern angenommen.

Dies muss ich einfach vorweg sagen, weil also die Begeisterung für das Stück an sich nicht ausschlaggebend für den Theaterbesuch war, und um wiederum festzustellen, dass dieses Vorurteil sozusagen mit der Tuba weggeblasen wurde.

Das Stück selbst um den verschmähten Kellner Leopold kennen sicher viele – vor allem auch aus der Verfilmung mit Peter Alexander – zumindest, was das ältere Publikum angeht. Dass diese Geschichte nun nicht gerade neu ist, weiß man ebenfalls, aber darum geht es ja nicht.

Es geht wie immer um die Inszenierung und das Schauspiel selbst.

Auch wenn man möglicherweise ein büschen voreingenommen ist, egal auf welche Weise, so kann man eben dies gleich in der ersten Spielminute vergessen. Die Darbietung der Schauspieler verdient nur positive Kritik, wobei natürlich das Augenmerk auf den Hauptdarstellern liegt.

Hier hat der Kellner Leopold aka Leif Scheele den Kenner seines Schauspiels glücklich machen können. Kurz und gut, Leif Scheele hat einfach mit ‚Kalbsaugen’ und ‚gegrilltem Herz’ einen liebenswürdigen, zuweilen auch hartnäckigen und auch durchtriebenen Liebenden gegeben und damit dem Publikum ein köstliches Amüsement beschert.

Urkomisch wie immer auch die Mimik, die Körperhaltung – nun ja, er kann es halt – keine Frage.

Bezaubernd war auch die Nachfrage nach Trinkgeld – mit leerer Hand – für die er leider nur einen warmen Händedruck vom Zuseher bekommen hat. ;)

Hier könnte ich noch stundenlang weiter schreiben, aber ich sag mal: Leif ist Live einfach umwerfend.

Nun noch ein paar ‚Nebensächlichkeiten’, auf die ich aber extra hinweisen möchte, weil sie einfach erwähnt werden müssen:

Die Ausstattung der Schauspieler und der Kulisse war authentisch gestaltet, wobei ein kleines Detail dem Genre zusätzlich gedient hat: Der Wolfgangsee oder besser gesagt, das Strandbad des Gewässers. Dass der Wasserstand wegen des Dauerregens eher zufällig so hoch war, kann vorausgesetzt werden, was einfach umwerfend komisch war.

Kommentar zu 'Hamlet' - Verfilmung mit Ethan Hawke - siehe Thread 'Theater im Fernsehen'

Tipp vom 15.07.


'Doch wenn mein Herz auch bricht, mein Mund wird schweigen.', sagt Hamlet und ich muss das für mich umformulieren in: 'Mein Mund wird nicht schweigen, weil mein Herz sonst bricht.'

Ja, zunächst möchte ich allen Theaterfreunden und vor allen Dingen den -spezialisten in Erinnerung bringen, dass dieser ganze Thread in unserem Forum dazu dient, Usern Theater nahe zu bringen. Usern, die womöglich sonst nicht viel mit Theater am Hut haben, Usern die eben keine Fachleute sind und dennoch Freude an diesem Genre, um das mal salopp auszudrücken, haben.

Das gilt im Besonderen für mich selbst und somit kann keiner meiner Beiträge als ernsthafte Kritik angesehen werden, sondern einfach als Erklärung darüber, was ich so gedacht und empfunden habe und noch empfinde.

Hamlet ist für mich ein besonderes Stück - seit einiger Zeit. Ich habe es gelesen. LOL. Nun ja, nicht jeder kann das von sich behaupten und ja, diese Tragödie löst bei mir in schriftlicher Form durchaus Schmunzeln wie auch Bedauern aus, ja sogar Trauer.

Dass dieses Stück nun auf diese Weise verfilmt wurde, ist wiederum besonders - finde ich. Nicht nur, dass ich Ethan Hawke schon im Voraus zugetraut habe, den Wahnsinn, dem Hamlet verfallen war, darzustellen, nein - er hat die ganze Bandbreite rüberbringen können. Wie ich mir gedacht hatte.

Hamlet ist ja nun ein Mensch, der sein Herz zu einer Mördergrube macht und eigentlich daran zerbricht. Am Hass, an der Rachsucht. Sie sind es, die sein Leben beenden, und andererseits konnte es ja gar nicht anders enden. Nein.

Diese Verfilmung fand ich rundum gelungen, sowohl der Mix aus moderner Umgebung, gemischt mit modernen Mitteln, wie den Handfeuerwaffen oder auch Ophelias Fotos als Blumenersatz. Eigentlich hatte ich mir mehr überlegt, wie sie wohl diese oder jene Szene darstellen würden. Und, es war überzeugend.

Meiner Meinung nach hat William Shakespeares Stück nicht durch diese Inszenierung gelitten, nein - sie war absolut sehenswert und wem am Schluss nicht das Herz mit Hamlets und Laertes Dahinscheiden bricht, der hat nicht mitgefühlt. 'Und Engelsscharen singen dich zur Ruh'.'

Ein Special der besonderen Art für mich: Der hingemordete König - Hamlets Vater - wurde von Sam Shepard dargestellt. Himself. Und wenn ich sage 'himself', dann ist das einfach deshalb, weil dieser Künstler an höchster Stelle in meiner Künstlergalerie steht. Unten füge ich einen Wiki-Link an. Er hat sehr viel mit River Phoenix zusammen gearbeitet.

An sonstigen Details möchte ich mich dennoch aufhängen: Das blonde Mädchen, das Horatio begleitet, gibt es im Stück nicht, außer ich hätte sie überlesen. Belegt wird diese Tatsache dadurch, dass sie keinen Text hatte. Also... Warum man sie eingefügt hat? Muss ich mir erst noch zusammen reimen. Falls jemand eine Idee hat - her damit.

Besonders ins Auge fiel mir noch die Gummiente, die Ophelia auf den Liebesbriefstapel setzte. Enten verfolgen unseren Weg und im Thread 'Theater im Fernsehen' habe ich eine solche auch schon detektiert.

Leute, die Verfilmung ist zu empfehlen, und als nächstes werde ich versuchen, die im O-Ton aufzutreiben - das ist dann die Kirsche auf das Sahnehäubchen by Blue Nails.

LG
River

Wiki-Link zu Sam Shepard: http://en.wikipedia.org/wiki/Sam_Shepard

Heute habe ich mir das Stück Ein Mann fürs Grobe im Schlosspark Theater in Berlin angesehen
http://schlosspark-theater.de/index.php?do=program&id=210

Zunächst mal kann man ganz deutlich sagen, wenn man sich ein Stück mit Désirée Nick ansieht, dann bekommt man (egal, wie die Figur heißt, die sie auf der Bühne verkörpern soll) Désirée Nick im Konzentrat serviert und wem das gefällt, der wird in diesem Stück seinen Spaß haben. Sie ist natürlich der Star des Stücks und hat eine starke Bühnenpräsenz. Zum Glück wurde ihr Achim Wolff in der Rolle des Ex-Mannes an die Seite gestellt und der kann mit ihr mithalten und auf sehr unterhaltsame Art Paroli bieten. Sein Kampf mit einer störrischen Kaffemaschine war absolut urkomisch.

Auch wenn das ganze Ensemble wirklich gut und harmonisch zusammen gespielt hat haben mich die Figuren, die Chris Gebert und Gerd Lukas Storzer spielten am meisten beeindruckt. Chris Gebert spielt einen 24-Jährigen Büroboten, dessen Part im Verlauf des Stückes einige Überraschungen bereit hält. Seine Figur ist auf sympatische Weise locker und absolut liebenswert.

Gerd Lukas Storzers Part ist auf sehr unterhaltsame Weise eine Konstante des Stückes, eine wichtige Figur für die Story und der Einzige, der diese etwas knifflige Kaffemaschine bedienen kann. Seine Rolle war einfach anders als alle anderen und das war auch gut so...

Mit einem nahezu ausverkaufte Haus mitten in der Woche kann man dem Theater attestieren seinem Publikum eine gelungene und unterhaltsame Inszenierung anzubieten.